INGENIEURBÜRO  für
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INGENIEURBÜRO Peter Rauch Ph.D., Bucksdorffstr. 28, 04159 Leipzig
Bauratgeber oder Ingenieurbüro

Hochwasserschäden an Lehmbauten


Lehmbauten die z.B. durch das Hochwasser stark durchnässt wurden, haben einen großen Teil ihrer Standfestigkeit eingebüßt. Der Lehm, ob Lehmsteine oder Stampflehm, wird weich und trägt nicht mehr. Nasser und dann abtrockender Lehm wird brüchig und bröcklig. Die starken Wandquerschnitte trocknen nur über einen sehr langen Zeitabschnitt ab und die Räume sind daher nur eingeschränkt nutzbar. Die Decken, meist Lehmstarken, sind durch die Nässe sehr schwer und neigen zum Durchbrechen. Das Stroh und die Hölzer sind im länger anhaltenden feuchten Zustand sehr anfällig gegenüber holzzerstörende Pilze, wie dem Kellerschwamm und später dem Echten Hausschwamm. Eine zügige Trocknung der Decken ist erforderlich.

Die geschädigten Häuser waren bisher bewohnt und sollten bei einem erhaltungswürdigen Zustand so schnell wie möglich wieder nutzbar gemacht werden. Die nachfolgenden Tipps werden nicht auf die Gegenliebe des Denkmalschutzes und einiger sehr ökologisch ausgerichtet Personen stoßen. Diese Tipps haben sich in der Praxis bewährt und wirken sich kaum bzw. nur gering auf die raumklimatischen Eigenschaften des Gebäudes aus. Sie haben jedoch den Vorteil, dass die Ausbesserungen geschädigter Mauerabschnitte aus Lehm zeitlich im Gegensatz zur herkömmlichen Lehmbautechnologie sehr schnell erfolgen kann und eine anschließend teilweise Nutzung möglich ist.

Zur vorübergehenden Standsicherheit aufgeweichter Wändeaufgeweichte Lehmsteinwand könnten entlang der Deckenbalkenauflager Joche aufgestellt werden. Diese können zimmermannsmäßig so gefertigt werden, dass man auch ein 1/2 Jahr oder länger damit leben kann, bis die Stampflehmwand wieder vollständig trocken ist. Völlig zerstörte Lehmmauerbereiche können durch Vollziegel oder Hohlziegel ersetzt werden. Es ist die übliche Verzahnung herzustellen. Dabei sind sehr weiche Mörtel (Kalkmörtel evtl. gering hydraulisch) zu verwenden. Diese Übergänge der Materialien führen langzeitlich zu Mauerrisse (Leider nicht vermeidbar.) Bei Ausbesserungen und Vertiefungen von bis ca. 20 cm treten kaum bzw. keine Risse auf. Grundsätzlich sollte der ursprüngliche Wandquerschnitt wieder hergestellt werden. Auf keinem Fall sind diese Hohlstellen und Löcher durch Gipskartonvorsatzwände zu tarnen. Nach kurzer Zeit kommt es zur Absenkung der Decken und die Wandfläche bildet Risse und großflächige Abplatzung, da die ohnehin geringe Lastnahme noch zusätzlich verringert ist.
Geschädigte Wandflächen (größere Löcher) lassen sich abweichend von der normalen Technologie sanieren. Der bröcklige oder völlig weiche Lehm wird entfernt. Anschließend wird dieser mit etwas Mauermörtel (Baumarktmörtel = PII) vermischt, so dass eine richtige klebrige Masse (Sächsisch Pampe) entsteht. Dies wird mit der Kelle wie ein Vorspritzer (einige Millimeter) flächig auf die leicht vorgenässte Lehmwand angeworfen. Diese Oberfläche trocknet durch den chemischen Abbindeprozeß sehr schnell und bildet einen guten Haftgrund für den folgenden Wandaufbau. (Das Gemisch aus Lehm und "weichen" Kalkzementputz steht im Widerspruch zur allgemeinen Regel aber es funktioniert hervorragend.) Die Oberfläche wird so tragfähig für einen weichen Mauermörtel. Die Löcher oder Fehlstellen sollten dann mit möglichst leichten Baustoffen ausgefüllt werden. Hier eigenen sich Hochlochmauersteine. Für kleinere Schichtdicken wird Blähton oder auch Ausgleichsschüttung mit Fertigmörtel (z.B. Mauermörtel vom Baumarkt) und zusätzlich etwas Kalk verrührt. Dieser "fettige" Mörtel kann direkt an die Wand angeworfen und auch in größere Risse der Lehmwand eingedrückt werden. Bei trocknen Wandstellen ist vorzunässen. Bereits nach kurzer Zeit (1-2 Tage) kann dann der Innenputz (P I oder P II) angeworfen, ausgerieben und gefilzt werden. Der Innenputz sollte wegen seiner Masse möglichst nur in eine geringen Stärke aufgebracht werden. Zement- und Gipsputze sind nicht zu verwenden.

Kalkfarben direkt auf der Wandoberfläche ermöglichen weiterhin eine gute Abtrocknung. Diese kann man auch selbst herstellen. Weißkalk ( z.B. vom Baumarkt) löschen und ein halbes bis ganzes (kleines) Päckchen Kochsalz pro Maurerkübel zur Verbesserung der Wischfestigkeit zugeben. Ein Zusatz von Magermilch, Buttermilch oder Molke macht den Kalkanstrich durch Bildung von Kalkaluminat anfangs etwas dichter und wischfester. Drei dünne Anstriche sind haltbarer als zwei dickere. Der erste Anstrich darf nicht decken. Ein einziger dicker Anstrich blättert ab.

Ganz wichtig ist, dass man durchnässte Holzbauteile möglichst nicht sofort verkleidet. Die Holzbalkendecken stellen ein weiteres großes Problem dar. Große Teile, vor allem die Wandauflager sind durch Insekten oder Pilze bereits geschädigt. Durch diese Feuchtigkeit und die Wärme nach dem Hochwasser (ab 12.08.02) werden die Lebensbedingungen optimiert. Es sollten alle losen Deckenputzteile entfernt, die Dielung geöffnet und feuchte Schüttung getrocknet bzw. entfernt werden. An den Randbereich sind 1 bis 2 Fehlbodenbretter auf beiden Seiten der Balken herauszunehmen. Dadurch entsteht eine Zugluft und diese Böden können trocknen. Auch nach einer Trocknung besteht ein Restrisiko, da tiefere Wand- oder Deckbereiche erst nach längerer Zeit vollständig abtrocknen. Wenn z.B. die Decken mit Gipskartonbauplatten (GKF) abgehängt werden, so sollten Kontrollöffnung angelegt werden. Diese kleineren Plattenabschnitte werden nur angeschraubt und können so abgenommen werden. Lüftungsschlitze sind dabei sehr praktisch. Diese können später verschlossen werden. Die Holzbauteile sollten in der ersten Zeit möglichst pro Woche einmal sehr gründlich optisch untersucht werden. Mit der Taschenlampe auch die dunklen Ecken ausleuchten. Treten hier Veränderungen auf, wie ein weißer Überzug oder Fruchtkörper von Pilzen, so sollte ein Holzschutzfachmann hinzugezogen werden.

Weitere Ausführungen zum Lehmbau unter www.ib-rauch.de

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